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Social Media Scoring: Bonitätsprüfung durch Social Media

Vor ungefähr einem Jahr dachte die Schufa laut über die Nutzung von Social Media Daten zur Bonitätsprüfung nach.

Nach massiver Kritik der Datenschützern und Medien legte die Schufa das Projekt erst einmal auf Eis.
Einige Blogger sind sich aber sicher, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis das Vorhaben wiederbelebt wird.

Mittlerweile nutzen eine Vielzahl Unternehmen Social Media zur Einschätzung der Kreditwürdigkeit.
Lenddo, eine amerikanisches Start-up, vertreibt Mikrokredite auf den Philippinen und in Kolumbien. Ziel des Unternehmens sei, Kredite denjenigen zu ermöglichen, die von einem klassischen Kreditinstitut kein Darlehen bekommen würden. Zur Bonitätsprüfung nutzt das Unternehmen Daten aus Facebook, LinkedIn und Twitter. Diese Daten stellen die Nutzer als Mitglieder der Lenddo-Community „freiwillig“ zur Verfügung. Sobald man sich bei Lenddo angemeldet hat, kann das Unternehmen alle Social-Media-Aktivitäten verfolgen.
Seinen kreditsuchenden Mitgliedern gibt Lenddo folgende Ratschläge:

  1. Sei transparent. Im Klartext: Je mehr Informationen Lenddo zur Verfügung stehen, desto besser funktioniert die Bonitätsbewertung.
  2. Sei ehrlich. Im Klartext: Lenddo prüft die Informationen aus den Social Media Quellen mit öffentlich zugänglichen Daten. Sogenannte „Inkonsistenzen“ wirken sich direkt auf das Scoring aus.
  3. Sei richtig vernetzt. Im Klartext: Wie in Facebook „befreundet“ man sich in der Lenddo-Community mit anderen Nutzern. Diese Nutzer können für den eigenen Kreditwunsch bürgen. Aber Vorsicht: Die Daten der Bürgen beeinflussen die eigene Kreditwürdigkeit. Nur wer seine Verbindlichkeiten fristgerecht begleicht, ist ein lohnenswerter „Lenddo-Freund“.

Das deutsche Unternehmen Kreditech nutzt nicht nur Social-Media-Kanäle wie Facebook, sondern auch Daten aus eBay und Amazon. Hier spielen die öffentlich zugänglichen Bewertungen eine Rolle. Wer selbst schon einmal bei eBay eingekauft oder nicht mehr benötigte Sachen zur Auktion frei gegeben hat, kennt diesen Vorgang. Sowohl der Verkäufer als auch der Käufer wird vom jeweiligen Vertragspartner beurteilt. Wurde die Ware schnell und im beschriebenen Zustand ausgeliefert? Dann gibt es Pluspunkte für das Profil des Händlers. Wurde die Rechnung umgehend bezahlt, die Lieferadresse richtig kommuniziert? Wenn nein, wird das sicherlich Eingang in die Kundenbeurteilung finden.
Kreditechs Ziel ist, laut Unternehmenshomepage, eine zügige und bürokratiefreie Kreditvermittlung. Jeder soll mit seinem Smartphone oder Tablet-Computer ganz einfach einen Kredit beantragen und dann nur wenige Minuten später an einem Geldautomat über das Geld verfügen können. Der Preis für diese Form der Kreditvermittlung ist die Offenlegung privater Daten.

Die FAZ urteilte im Februar dieses Jahres in einem Artikel über die hier vorgestellten Entwicklungen in der Kreditwirtschaft wie folgt:
„Es gehört zu den Eigentümlichkeiten unserer Zeit, dass Reiche viel Geld für Dienstleistungen ausgeben, die ihre Privatsphäre schützen und ihnen zu einem besseren Status in den Suchergebnissen von Google verhelfen, während den Armen nichts anderes übrigbleibt, als im Namen der sozialen Mobilität auf ihre Privatsphäre zu verzichten.“

Quellen:
Faz Beitrag
Unternehmenshomepage Kreditech
Unternehmenshomepage Lenddo

Kreditkonditionen für Verbraucherdarlehen gemäß §6a PAngV (Bonität vorausgesetzt): Nettodarlehensbeträge: 1.000,- bis 300.000,- EURO; Vertragslaufzeiten: 12 bis 240 Monate; eff. Jahreszins: 1,93% - 15,99% (bonitätsabhängig); fester Sollzinssatz p.a. ab 1,92% Repräsentatives Beispiel nach §6a PAngV: Nettodarlehensbetrag: 5.000,- EURO; Vertragslaufzeit: 72 Monate; Monatliche Rate: 82,62 EURO; Gesamtbetrag: 5.948,91 EURO; effektiver Jahreszins: 6,06%; fester Sollzinssatz p.a.: 5,90%